kunstraum foth
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Katja Wüstehube | ![]() |
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16. Februar - 5. April 2003, Galerie Foth
James Dean, Jackson Pollock, Jack Kerouac. Allmählich begann sich in ein paar launenhaften Hirnen der Gedanke zu formieren, daß man berühmt -berühmt im Sinne von Massenpopularität- sein konnte und trotzdem Kunst machen. Die Gleichung Kunst + Ruhm + Popness (Popness = Ruhm jetzt) war eine Illusion, von der viele so intensiv träumten, dass sie wahr wurde.
Pop ist mittlerweile ein so fundamentales Element unseres Lebens und der Welt, in der wir leben, daß es einen keineswegs in die linke oder rechte Ecke stellt, wenn man mit Pop lebt und sich in der Popszene auskennt, noch bedeutet es, daß man gegen die Gesellschaft, in der wir leben, protestiert oder sie akzeptiert. Pop ist vielmehr die gemeinsame visuelle, musikalische (und zunehmend literarische) Sprache, mittels derer Angehörige der technologisierten urbanen Kultur in den Ländern der westlichen Einflußsphäre auf höchst direkte, lebendige und ausdrucksvolle Weise miteinander kommunizieren können.
Wir haben nicht die Welt verändern wollen, wie uns immer unterstellt worden ist, denn schließlich ist die Welt nie zuvor so gut gewesen. Unsere Stimme ist die der Verführung, der Sirenengesang der Werbeindustrie: Wir bieten Utopien an, die nicht primär wünschbar, sondern machbar sind, Utopien, deren Verwirklichung nicht auf sich warten lässt, sondern sich jederzeit, gleich um die Ecke und zu einem erschwinglichen Preis ereignet. Kurz: Mit dem Projekt POP haben wir die stets schon erfüllte Instant-Utopie lanciert - die kompromisslose ästhetisierung der Gegenwart.
... und die Viren, die wir einsetzen, wurden so früh wie möglich durch Bilder übertragen, eine Methode, die sich bestens bewährt hat, wobei wir nicht nur Bilder im herkömmlichen Sinne einsetzen, sondern vorzugsweise auch Prototypen von Alltagsdekors, personifizierte Images oder literarisch und musikalisch kodierte Visionen. Das Problem bestand lediglich darin, Methoden zur gleichsam unbegrenzten Bildererschaffung zu entwickeln, die direkter, schneller und effizienter waren als der kontemplative humanistische Hirnfick; es galt, bis dahin unvorstellbare Massen von RezipientInnen gleichzeitig mit so viel Bildmaterial zu füttern, dass ihnen die kollektive Langeweile wie eine Achterbahnfahrt vorkommen musste, sie ins Delirium der absoluten Gegenwart, in einen Zustand der chronifizierten maximalen Hysterie zu versetzen und damit - Sie verzeihen mir den Ausdruck - ein Suchtpotenzial zu schaffen. Dieses bedingungslose Verlangen nach der Aufgehobenheit im Zustand des permanenten Jetzt...
Ich kenne mich aus mit dem Weltuntergangshokuspokus der Massenmedien, und ich sage dir: nichts davon ist wahr, es ist ganz einfach nicht unsere Realität...
POP ist das erste ästhetische Programm, das sich selbst organisiert. Wir sind nicht auf die Entwicklung von grundsätzlich neuen Ideen angewiesen, ein Vorgehen, das einerseits überaus aufwendig und andererseits wohl zu träge wäre, um der beispiellosen Nachfrage gerecht zu werden; unsere Innovationen beruhen ganz einfach auf der stetigen positiven Multiplikation dessen, was ohnehin da ist ... zur Biographie von Katja Wüstehube
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